Hier stehe ich… und hier sitze ich…

Kleiner Entspannungsmoment kurz vor der Einführung: noch sitzt er, Matthias Ratz (ganz rechts) der neue Pfarrer der Kirchengemeinde Trier. In seiner Predigt sagte er: „Hier stehe ich, ich könnt auch anders“.

In meiner Ansprache zu seiner Einführung habe ich über Phil 2,13 nachgedacht:

„Das altbekannte Lied „Danke für diesen guten Morgen“ hat nicht nur zu uneingeschränkter Zustimmung geführt. Viele, nicht nur kirchliche sozialisierte, kennen das Lied. Vom Kindergarten an. Und so hat es auch oft genug Anlass zu Persiflagen, Spott, Kopfschütteln oder kabarettistischen Einlagen geführt.

Einer meiner Töchter, ich weiß nicht mehr welche, hat es an einer Stelle auch anders verstanden, als es eigentlich gemeint war. Sie sang in leichter aber folgenschwerer Abwandlung eines Tages als sie aus dem Kindergarten kam: „Danke, dass du all meine Wünsche auch erfüllen magst.“

Wünsche gibt es natürlich auch beim Eintritt in die erste Pfarrstelle. Schon vorher. Bei der Frage, wo gehe ich hin, was passt zu mir, was stelle ich mir für meine Arbeit in der Kirche vor? Wie sieht die Kirche der Zukunft aus? 500 Jahre #Reformation und dann? Wie wird sich das Pfarramt verändern? Die Arbeit unsere #EvangelischeKirche? Ökumenisch, gesellschaftlich.

Bei solch weitreichenden Fragen ist es geradezu notwendig, Wünsche, Vorstellungen, Ziele zu haben. Sie, lieber Herr Ratz, bringen Ihre Gaben, Ihre Motivation, Ihre gegenwärtigen Schwerpunkte in der Jugendarbeit und der Öffentlichkeitsarbeit in dieser Gemeinde und natürlich sich selbst ein. Und Sie wollen mit uns gleich ganz bewusst das Lied singen: „Bis hierher hat mich Gott gebracht“.

Das ist natürlich biografisch gemeint: Gott war bei Ihnen auf Ihren Lebenswegen. Das Lied hat aber in der 3. Strophe eine ganz klar theologische Konnotation: Es bezieht sich auf die Kreuzestheologie als Grund und Basis dieses Handeln Gottes.

Genau das trifft für mich mit der wunderbaren Einsicht des Apostel #Paulus im Philipperbrief zusammen: „Denn Gott ist´s, der in euch beides wirkt, das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen.“ (Phil 2,13). Sie selbst haben ihn für sich klar und verinnerlicht: Nicht Sie sind es, der es schaffen könnte. Es liegt in den grundlegenden und wesentlichen Teilen des Berufs eines Pfarrers nicht an uns selbst, sondern entschieden an Gott.

Paulus hat diesen Gedanken im Galater- und Römerbrief ausführlich expliziert. Er ist Grundlage für das, was man Luthers reformatorische Entdeckung nennt. Es liegt nicht an unserem Laufen oder Wollen. Gott alleine schenkt Glaube, Vertrauen, Zuversicht, Gnade. Aber diese theologische Einsicht des Paulus kommt eben auch in diesem schönen kleinen Philipperbrief zu Tage.

Mehr noch, im Brief geht es um die damit zusammenhängende Freude am Auftrag des Apostels, das Evangelium zu verkündigen. Wiederholt schreibt er: freut euch. Diese Freude kommt für Paulus aus dem Bezug zum apostolischen Christuszeugnis. Genau dieses Zeugnis erhebt der Apostel in hymnische Höhen, dem sogenannten Christushymnus, ein paar Verse vor unserem.

Die Theologie des Paulus und die reformatorische Entdeckung Luthers haben eine zweifache Pointe: sie sind hilfreiche Begrenzung und notwendige Entlastung. Der Pfarrberuf ist trotz vielfältiger Veränderungen immer noch ein sehr freier Beruf. Das liegt ja in der Natur der Sache, der Theologie. Der Apostel macht deutlich: es liegt nicht an meinem, unserem Wollen und Tun, sondern an Gott. Dazu gehört auch, dass Sie ihre Wünsche für die Arbeit getrost Gott anvertrauen können. Er richtet es schon. Manchmal anders, als wir denken. Aber gut.

Verbunden mit den herzlichen Glückwünschen des Kirchenkreises Trier zu Ihrer Einführung darf ich Ihnen noch einmal den Vers des Apostels „Gott ist´s der in euch beides wirkt, das Wollen und das Vollbringen“ genauso zusprechen wie die Erkenntnis des Liedes „Bis hierher hat mich Gott gebracht“, das wir jetzt gemeinsam singen. Amen.“

Mehr zur Einführung von Pfarrer Matthias Ratz gibt es hier:

ekkt.de-News zur Einführung

Trierischer Volksfreund über die Einführung