Fragmente – ProvinzPost vom 18.4.2021

My beautiful picture

Der Singer-Songwriter Passenger klingt für meinen Geschmack manchmal ähnlich wie Sting, vor allem, wenn nur akustische Gitarre gespielt wird. Passenger ist ja auch ein „Englishman“, dem man es anhört. Und das Album „Runaway“ habe ich ausgesucht, weil ich neben all den alten Platten aus meiner Jugend noch was Aktuelles in den 10 Alben haben wollte, die meine Bildung und meinen Musikgeschmack geprägt haben.

Ok, Passenger ist Folkrock und passt natürlich zu den anderen Sachen. Und dieses Cover löst auch was aus in mir: Passenger auf der Straße, die durch Monument Valley führt, durch die eine wüstenähnliche Landschaft mit dennoch phantastischen Motiven. Amerika, Freiheit, jedenfalls damals. Auf dieser Straße bin ich schon gefahren. Und Wüstenerfahrungen mache ich hin und wieder in diesem Jahr. „Was it hell or high water?“ fragt Passenger. Eigentlich auf eine zu Ende gehende Beziehung gemünzt, aber ich finde die Frage passt doch gut zu unserer Situation in der Pandemie. Und da gebrauchen Menschen manchmal apokalyptische Bilder.

Das Lied, das mich am meisten angesprochen hat, ist „Survivors“. Ist da eigentlich noch irgendein Überlebender? Nun, das war natürlich nicht auf die Pandemie bezogen, sondern auf unser modernes, schnelllebiges Leben. Es geht um Enttäuschungen. Und dass ich den Dingen oft hinterherlaufe, ohne zu wissen, wohin. Und dann fragt er: Gibt es eigentlich irgendwen, der dieses Leben aushalten kann, wie es ist?

Die Erfahrung kenne ich, und die ist doch aktuell. Die sozialen Medien werden immer mehr und schneller und ich komme nicht hinterher. Die Nachrichten auf meinem Smartphone werden immer mehr. Und ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Bei mir selbst sein, das wäre was. So, wie Du, Vanessa es bei Sting erfahren hast: „Be yourself“.

Mein Taufspruch sagt mir: „Fürchte dich nicht, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Das brauche ich auch, dass Gott mir das zusagt. Und es hilft mir auch, wenn ich den Song von Passenger höre oder meine Gegenwart irgendwie verarbeiten, einordnen und bedenken muss. Und diese Zusage ist ein gutes Gefühl. Ein anderes Fragment. Und doch mehr als ein Fragment. Die Erfahrung, dass ich ich sein darf in einer Welt, die so ist, wie sie ist. Fragil, fragmentarisch und doch frei. Und an diesem Wochenende würde ich sogar sagen: „Ich bin – befreit. Fast wie Luther es für sich vor genau 500 Jahren auf dem Reichstag zu Worms in der Freiheit eines Christenmenschen in Anspruch genommen hat. Aber das ist dann wirklich eine andere Geschichte.

ProvinzPost als Podcast zum Nachhören: https://youtu.be/1FKHSqVMK4I